Das KKG und die etwas andere Polymechaniker-Lehre
Jan Steiner und Raphael Schürch haben vor vier Jahren die Ausbildung zum Polymechaniker im Kernkraftwerk Gösgen-Däniken (KKG) begonnen und stehen vor den letzten Abschlussprüfungen. Im Gespräch mit swissnuclear und ihrem Berufsbildner Adrian Hochuli blicken sie auf die vergangenen Lehrjahre zurück, sprechen über die Vorzüge einer Ausbildung im KKG und wagen einen Ausblick auf ihre berufliche Karriere.
Ihr befindet euch im vierten Lehrjahr und schliesst eure Ausbildung zum Polymechaniker bald ab. Wie habt ihr diese vier Jahre im KKG erlebt? Was waren die Highlights? Was hat euch am meisten gefordert?
Jan Steiner: Die vergangenen vier Jahre sind schnell vergangen. In dieser Zeit gab es verschiedene Höhepunkte und Herausforderungen. Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass ich am schweizweiten Wettbewerb «FRAISA ToolChampions 2020/21» meine Fähigkeiten demonstrieren und in der Wertung «Gesamtsieger Schweiz konventionell» den ersten Platz erreichen konnte. Als Herausforderung empfand ich die Teilprüfungen, die wir nach den ersten zwei Jahren abgelegt haben.
Raphael Schürch: Für mich vergingen die letzten vier Jahre ebenfalls wie im Flug, insbesondere im Vergleich zu meiner Schulzeit. Für mich war insbesondere die Erkundung des Untergrunds der Anlage ein unvergessliches und eindrückliches Erlebnis. Während der Revision hatten wir die Möglichkeit, die unterirdisch vom Maschinenhaus zum Kühlturm führenden Leitungen zu sehen. Wie Jan empfand ich die Teilprüfungen ebenfalls als grosse Herausforderung.
Unterscheidet sich aus eurer Sicht die Lehre in einem Kernkraftwerk von einer Ausbildung in einem anderen Lehrbetrieb? Was ist speziell an einer Lehre im KKG?
Jan Steiner: Das Kernkraftwerk unterscheidet sich schon einmal aufgrund der Grösse der Anlage und der Maschinen von anderen Lehrbetrieben. Zudem steht uns eine grosse Auswahl an Werkzeug zur Verfügung, mit der wir in den vergangenen vier Jahren lernten, umzugehen. Meiner Meinung nach haben wir auch mehr Möglichkeiten und mehr Freiheiten zum selbständigen Arbeiten. Uns wird das gleiche Mass an Vertrauen entgegengebracht wie langjährigen Mitarbeitenden des KKG.
Raphael Schürch: Im Vergleich zu anderen Lernenden aus unserer Berufsschule steht uns ein breites Angebot an Zusatzausbildungen offen. Wir können den Grossteil der im KKG angebotenen Kurse besuchen. Beispielsweise konnten wir uns zum Staplerfahrer ausbilden lassen oder Kran- und Pumpenkurse belegen. Im Vergleich zu anderen Lehrbetrieben haben wir mehr Zeit für die Planung unserer Arbeiten, schliesslich steht die Sicherheit der Anlage an oberster Stelle.
Warum habt ihr euch für diesen Lehrbetrieb entschieden? Was hat euch daran gereizt, die Lehre in einem Kernkraftwerk zu absolvieren?
Jan Steiner: Ich habe es mir interessanter vorgestellt als in einem anderen Betrieb, beispielsweise in der Produktion. Ich wohne in der Umgebung des KKG, wobei eine Bekannte ihre Ausbildung zur Polymechanikerin ebenfalls hier absolviert hat. Sie hat nur Gutes erzählt, was mich zusätzlich motiviert hat, mich im KKG zu bewerben.
Raphael Schürch: Ich habe in verschiedenen Betrieben geschnuppert, wobei es mir im KKG am besten gefallen hat. Hier kann ich mehr mit meinen Händen arbeiten als in anderen Unternehmen und erhalte zudem Einblicke in eine Anlage, die sonst nicht zugänglich ist.
Wie reagierte euer privates Umfeld auf eure Entscheidung, die Lehre im KKG zu absolvieren? Wie reagieren eure KollegInnen in der Berufsschule darauf?
Jan Steiner: Meine Familie unterstützte meine Entscheidung. Es gab keine kritischen Stimmen in meinem direkten Umfeld.
Raphael Schürch: An der Berufsschule gibt es Mitschüler die neidisch auf die Möglichkeiten sind, die uns im KKG geboten werden. Ab und zu fällt eine Bemerkung, beispielsweise dass wir «strahlen» würden. Aus meiner Sicht sind es Sprüche, die wahrscheinlich schon frühere Generationen von Lernenden aus dem KKG zu hören bekommen haben.
Was sind eure beruflichen Ziele? Habt ihr vor, weiterhin im KKG zu arbeiten oder in einem anderen Betrieb tätig zu sein?
Jan Steiner: Anfang 2024 rücke ich in die Rekrutenschule ein. Ich absolviere meine Dienstzeit am Stück und rechne damit, dass ich nach 300 Tagen fertig sein werde. Vielleicht komme ich wieder ins KKG zurück, wenn etwas Passendes ausgeschrieben ist. Es würde mich jedenfalls sehr interessieren!
Raphael Schürch: Ich leiste ebenfalls ab Ende Jahr meinen Militärdienst bei den Rettungstruppen, da ich mich in meinem zivilen Alltag in der Feuerwehr engagiere. Mich würde es ebenfalls reizen, wieder ins KKG zurückzukehren, wenn sich die Möglichkeit ergibt.
Und zum Schluss: was zeichnet das KKG als Arbeitgeber aus? Was sollten Lernende aus eurer Sicht mitbringen, wenn sie in eure Fussstapfen treten wollen?
Jan Steiner: Attraktiv sind die Weiterbildungsmöglichkeiten, die das KKG bietet, ebenso wie die allgemein sehr guten Anstellungsbedingungen. Zudem ist das KKG gut zu erreichen, sowohl mit dem öffentlichen Verkehr wie auch mit dem Fahrrad oder Auto.
Raphael Schürch: Lernende in unserem Bereich sollten über ein grundlegendes technisches Verständnis ebenso wie über handwerkliches Geschick verfügen. Offenheit gegenüber Kernenergie ist sicher auch nicht schlecht, schliesslich arbeiten wir in einem Kernkraftwerk.
Das KKG bietet alle zwei Jahre zwei Lehrstellen als PolymechanikerIn an. Die Ausbildung dauert insgesamt vier Jahre, wovon die Lernenden die ersten beiden Jahre in der Ausbildungswerkstatt verbringen, wo sie sich die Grundfertigkeiten aneignen (Fräsen, Drehen, Bohren). Um sich einen Eindruck des Ausbildungsbetriebes machen und das KKG kennenlernen zu können, werden für angehende Lernende auch Schnupperlehren angeboten.