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31.10.2024

Blick hinter die Kulissen von NucNet: Kamen Kraev im Gespräch über nukleare News, eine neue Datenbank und SMRs

Mitte Oktober ging NucNet mit einer neuen Datenbank online. Im Interview spricht Kamen Kraev, Generalsekretär der Nachrichtenagentur, über die Stärken von NucNet, die Beziehung zur Schweiz und über die Rolle von kleinen, modularen Reaktoren (SMRs) in der Zukunft.

Blick hinter die Kulissen von NucNet: Kamen Kraev im Gespräch über nukleare News, eine neue Datenbank und SMRs

Wer sind die Personen hinter NucNet? Wie ist die Nachrichtenorganisation organisiert und wer ist für welche Bereiche zuständig?

Das Team von NucNet besteht aus Fachleuten mit unterschiedlichen beruflichen Werdegängen aus der Wirtschaft, der Wissenschaft und dem Journalismus. Dies spiegelt sich auch in unserem 8-köpfigen Vorstand wider, der zweimal pro Jahr tagt. Als Präsident des Gremiums amtet Andre Versteegh, der frühere Direktor des niederländischen Unternehmens NRG. Er ist für die strategische Ausrichtung und die Verwaltung von NucNet zuständig. Kirsten Epskamp, Generalsekretärin der «European Nuclear Society» (ENS) fungiert als Vizepräsidentin und legt den Fokus auf den operationellen Betrieb von NucNet.

Ich selbst verfüge über Abschlüsse in Politikwissenschaft und Betriebswirtschaft. Bevor ich 2015 zu NucNet gestossen bin, habe ich eine Karriere im Bankensektor verfolgt. Als Generalsekretär bin ich für das tägliche Geschäft, das Marketing sowie die Mitgliederbeziehungen verantwortlich und übernehme eine zentrale Rolle in der Redaktion.

Unser Chefredaktor David Dalton war 15 Jahre als Journalist in Asien tätig, bevor er 2003 zu NucNet stiess. Er war unter anderem leitender Redakteur der «South China Morning Post» in Hongkong und arbeitet nun schon seit mehr als 20 Jahren von London sowie Brüssel aus für uns.

Peter Bucher ist ein weiteres Urgestein von NucNet. Er prägt und begleitet unsere Nachrichtenagentur seit ihrer Gründung im Jahr 1990. Der promovierte Physiker unterstützt unser Team mit Rat und Tat, sowohl in technischen wie auch in publizistischen Belangen.

Welche Verbindungen pflegt NucNet zur Schweiz und zu anderen im Bereich der Kernenergie tätigen Organisationen?

NucNet wurde 1990 in Bern gegründet, wobei Peter Bucher einer der Geburtshelfer unserer Nachrichtenagentur war. Die Lage im Herzen von Europa erleichterte Kontakte und Verbindungen zu den verschiedensten Organisationen und Gremien. Obwohl unser Hauptsitz mittlerweile nach Brüssel verlegt worden ist, besteht die Beziehung zur Schweiz nach wie vor weiter und ist für uns von grosser Relevanz. swissnuclear vertritt die Interessen der Schweizer Kernenergiebranche bei NucNet und René Zimmermann, Leiter Kommunikation des Branchenverbandes, gehört unserem Vorstand an.

In den Anfangstagen der Agentur erwies sich die Beziehung zur ENS, die ebenfalls zur Gründung von NucNet beigetragen hat, als sehr hilfreich. Dank der Partnerschaften war es in den Anfangstagen möglich, sich rasch eine Reputation in der Kernenergiebranche aufzubauen. Unser Netzwerk ist für unsere tägliche Arbeit von grosser Bedeutung und wir streben danach, es laufend auszubauen.

Wie gelangt NucNet an seine Informationen? Welche Rolle spielen dabei Beziehungen zu anderen Organisationen?

Wir beschaffen unsere Informationen durch eine Kombination von Methoden, die auf die speziellen Anforderungen der Berichterstattung im Bereich der Kernenergie zugeschnitten sind. Wir haben direkte Kontakte zu wichtigen Akteuren der Kernenergiebranche aufgebaut, darunter Betreiber von Kernkraftwerken, Aufsichtsbehörden, Branchenverbände, Forschungseinrichtungen und Regierungsstellen. Diese Verbindungen ermöglichen es uns, offizielle Erklärungen, Aktualisierungen und Einblicke direkt von den Beteiligten der Kernenergiebranche zu erhalten.

Wir arbeiten zudem mit Expertinnen und Experten in verschiedenen Bereichen der Kernenergie zusammen. Ausserdem überwachen wir kontinuierlich offizielle Ankündigungen, Veröffentlichungen und Berichte von internationalen Organisationen wie der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) sowie von nationalen Aufsichtsbehörden und Branchenverbänden. Damit stellen wir sicher, dass wir stets über die neuesten Entwicklungen und Trends in der Kernenergie weltweit informiert sind.

Partnerschaften wie diejenige mit swissnuclear sind entscheidend, um Einblicke gewinnen zu können und über Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben. Neue Kooperationen mit Organisationen innerhalb der Kernenergiebranche haben demnach einen positiven Einfluss auf Umfang und Qualität unserer Berichterstattung.

Wie gewährleistet das Team von NucNet eine hochwertige Berichterstattung? Worin liegen die Stärken und was unterscheidet NucNet von anderen Newsplattformen?

NucNet ist eine unabhängige und gemeinnützige Organisation. Dadurch kann sie ohne kommerziellen Druck arbeiten und sich auf die Verifizierung von Informationen sowie auf die Genauigkeit der Berichterstattung konzentrieren. Letztere ist unparteiisch und sachlich. Wir zeichnen uns durch eine sorgfältige Überprüfung der erhaltenen Informationen sowie einen strengen Faktencheck aus und halten uns strikt an hohe redaktionelle Standards.

Unser Team deckt ein breites Spektrum an Themen im zivilen Nuklearbereich ab. Wir bieten kontextreiche Beiträge und eine umfassende Berichterstattung sowie einen 24/7-Nachrichtenservice, der bei Bedarf weltweit Entwicklungen kontinuierlich überwacht. Das Echtzeit-Monitoring ermöglicht es uns, zeitnah Updates zu wichtigen Ereignissen bereitzustellen.

Während sich viele Nachrichtenplattformen im Kernenergiebereich auf spezifische Gebiete oder Sprachen konzentrieren, widmen wir uns Regionen, die von anderen Medien oft übersehen werden, und erreichen ein internationales Publikum. Wir bemühen uns darum, eine Geschichte zu erklären, anstatt sie nur Wort für Wort wiederzugeben, sodass sie auch einer uninformierten Leserschaft verständlich wird.

Eine weitere Stärke ist unsere umfangreiche Datenbank mit über 20'000 Artikeln – ein wahrlich einzigartiges Archiv. Unser Datenschatz reicht bis ins Jahr 1991 zurück und ist für Forschende, Branchenexperten sowie Entscheidungsträger gleichermassen wertvoll.

Zusammengefasst liegen unsere Stärken in unserer Unabhängigkeit, in einer umfassenden Berichterstattung, in verifizierten Informationen und in einer partizipativen Herangehensweise, die verschiedenste Akteure miteinbindet. Dies macht unsere Beiträge zu einer wertvollen Informationsquelle für alle, die an der Kernenergie interessiert sind. Wir sind stolz darauf, einen objektiven Nachrichtenservice anzubieten, der nicht auf Gerüchten, Emotionen oder dem blossen Kopieren von Pressemitteilungen basiert.

Was inspirierte Sie dazu, eine SMR-Datenbank aufzubauen?

Wir haben uns entschieden, eine Datenbank für kleine modulare Reaktoren (SMRs) zu erarbeiten, um der wachsenden Bedeutung und dem Potenzial von SMRs in der Nuklearindustrie gerecht zu werden. Wir sind der Ansicht, dass diese Datenbank dazu beitragen wird, den Fortschritt und die Entwicklung in diesem Bereich nachzuverfolgen, insbesondere angesichts des Umfangs und der Bandbreite der derzeitigen Bemühungen, SMRs bis Ende des Jahrzehnts und in den frühen 2030er-Jahren einzuführen.

Das zunehmende Interesse und die Investitionen in SMRs aus verschiedenen Bereichen, darunter Regierungen, private Unternehmen und Forschungseinrichtungen, erfordern eine zentrale, verlässliche Informationsquelle, um weltweit Fortschritte zu verfolgen. Mit der Pflege einer solchen Datenbank möchten wir eine wertvolle Ressource für Branchenakteure, Entscheidungsträger und Forschende bereitstellen.

Die neue Datenbank entspricht dem Geist von NucNet und unterstützt unsere Mission, dem Publikum präzise und spezialisierte Informationen zu bieten und sicherzustellen, dass die neuesten Entwicklungen im Bereich der Kernenergie leicht zugänglich, gut dokumentiert und für unsere Leserschaft verfügbar sind.

Wie unterscheidet sich Ihre SMR-Datenbank von anderen Angeboten und was macht sie einzigartig?

Es gibt mehrere andere SMR-Datenbanken, die von verschiedenen Organisationen bereitgestellt werden. Eine zentrale Ressource ist das SMR-Dashboard der Nuclear Energy Agency der OECD (NEA). Dieses Dashboard bietet umfassende Informationen zur Entwicklung und zum Einsatz von SMRs. Die in Wien ansässige Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) betreibt ebenfalls eine SMR-Plattform, die als umfangreiches Informationsarchiv dient und technische Details, Projektstände und regulatorische Informationen abdeckt. Auch die World Nuclear Association (WNA) bietet Informationen zu SMRs an.

Unsere Datenbank baut auf den Bemühungen der NEA und der IAEO auf (insbesondere der ARIS-Datenbank der IAEO) und ist nach unserem Wissen das erste Tool, das die meisten dieser Daten online zusammenführt. Wir planen, die Datenbank kontinuierlich "on-the-go" zu aktualisieren, parallel zu verknüpften Nachrichtenartikeln, die sich auf verschiedene SMR-Technologien und fortschrittliche Reaktorkonzepte (AMRs) beziehen. Ziel ist es, eine direkte Verbindung zwischen unserer Arbeit als Nachrichtenagentur und der SMR/AMR-Datenbank zu schaffen.

Wie sehen Sie die Rolle von SMRs in der Zukunft?

Es gibt viele parallele Entwicklungen für SMRs und AMRs. Während einige innovative Ansätze darstellen, basieren andere auf Varianten bereits bewährter Reaktortechnologien.

Der Boom in diesem Bereich ist auf ein deutlich gestiegenes Interesse und Investitionen in SMRs aus verschiedenen Sektoren zurückzuführen. Im Gegensatz zu traditionellen Grossreaktoren bieten SMRs das Potenzial für flexiblere, skalierbare und kostengünstigere Lösungen.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist es schwierig, eine endgültige Prognose abzugeben, da noch keine Pilotprojekte für SMRs im grossen Massstab umgesetzt wurden. Dennoch scheinen SMRs und AMRs eine transformative Rolle einzunehmen. Befürworter der SMR-Technologien heben eine Vielzahl potenzieller Vorteile hervor, von denen wir einige betonen möchten:

  • Vielleicht am vielversprechendsten ist die Eignung von SMRs und AMRs zur Versorgung abgelegener Gebiete, industrieller Standorte und netzunabhängiger Anwendungen mit Strom und Wärme. Ihre Vielseitigkeit macht sie zu einer attraktiven Option für unterschiedliche Energiebedarfe. Diese Reaktoren können auch für nicht-elektrische Anwendungen genutzt werden, wie die Wasserstoffproduktion und Meerwasserentsalzung, was ihren Nutzen über die herkömmliche Stromerzeugung hinaus erweitert.
  • Kleine Reaktoren können zudem helfen, bestehende fossile, insbesondere kohlebetriebene, Kraftwerke in saubere Kernenergiestandorte umzuwandeln. Dies kann sie für neue Märkte mit bisher fossiler Energieerzeugung und kleinen Stromnetzen sehr attraktiv machen, ebenso wie für industrialisierte Nationen, die bestehende Infrastruktur wiederverwenden möchten.

Dennoch bestehen weiterhin Herausforderungen, darunter regulatorische Hürden und Unsicherheiten in der Finanzierung. Die meisten dieser neuen Reaktordesigns müssen sich noch beweisen und praktisch erprobt werden. Dies gilt insbesondere für Fragen bezüglich Wettbewerbsfähigkeit, Kosteneffizienz und Bauzeiten.

Zusammengefasst haben SMRs und AMRs das Potenzial, traditionelle Grossreaktoren zu ergänzen und eine entscheidende Rolle in der Zukunft der Kernenergie zu spielen. Sie bieten Flexibilität, Kosteneffizienz, erhöhte Sicherheit sowie technologische Innovation und tragen so zu den globalen Bemühungen um nachhaltige Energielösungen bei.

Weitere Informationen zur neuen Datenbank von NucNet finden Sie hier.