zur Startseite zur Hauptnavigation zum Hauptinhalt zum Kontaktformular zum Suchformular
kernenergie.ch
Postfach
4601 Olten, CH
+41 62 205 20 10,
info@swissnuclear.ch
18.04.2024

«Die Schweizer Kernkraftwerke müssen sich keineswegs verstecken»

Stephanie Bos arbeitet seit August 2023 als Mediensprecherin bei Axpo. Swissnuclear hat mit ihr über ihre Begeisterung für die Kernenergie, über ihre Projekte und über ihren ersten Besuch im Zwischenlager Würenlingen gesprochen.

«Die Schweizer Kernkraftwerke müssen sich keineswegs verstecken»

Von der Universität Basel via Bundesamt für Energie und Swissgrid zur Axpo – was fasziniert dich am Thema Energie?

Während meines Studiums am Europainstitut der Universität Basel kam ich mit dem Thema Energie nicht in Berührung. Die Begeisterung stellte sich erst während eines Hochschulpraktikums im BFE ein und wurde während meiner Zeit bei Swissgrid noch grösser.

Ich habe festgestellt, wie komplex das gesamte System ist und wie viel Arbeit im Hintergrund für etwas erbracht wird, das wir im Alltag für selbstverständlich nehmen. Das Spannungsfeld zwischen Physik, Wirtschaft und Politik fasziniert mich bis heute sehr. Die Elektrizität hält sich eben nur an die physikalischen Gesetze, nicht an politische Vorgaben.

…und was an der Kernenergie?

Beim BFE und bei Swissgrid kam ich am Rande mit Kernenergie in Berührung. Dies hat sich seit meinem Start bei Axpo natürlich geändert. Neben dem Themenbereich Netze betreue ich dort auch verschiedene Dossiers im Bereich Kernenergie, darunter das Zwischenlager in Würenlingen.

Spannend und zugleich anspruchsvoll finde ich, dass man in Diskussionen zum Thema Kernenergie bei vielen Leuten zunächst auf eine kritische Haltung trifft und es viel Überzeugungsarbeit braucht. Zudem ist die Welt der Kernenergie noch immer eine Männerdomäne – für mich als junge Frau eine interessante Herausforderung.

Hat sich deine Meinung zur Kernenergie seit deinem Arbeitsbeginn in Baden verändert? Gab es ein Aha-Erlebnis oder Aspekte der Kernenergie, die neu für dich waren?

Vor meinem Arbeitsbeginn in Baden war ich der Kernenergie gegenüber indifferent eingestellt. Als Baslerin war mir Fessenheim natürlich ein Begriff. Ich wusste auch, dass die von Kernkraftwerken gelieferte Bandenergie für die Versorgungssicherheit und Netzstabilität sehr wichtig ist. In den vergangenen Monaten hat sich meine Sichtweise stark zum Positiven verändert!

Ich habe fast alle Schweizer Kernkraftwerke besuchen und feststellen können, wie sicher die Anlagen sind, wie Sicherheitskultur in den Werken gelebt wird und wie viel moderne Technik sie beherbergen. Egal, welches Kernkraftwerk du besuchst; auffallend ist immer eines: die Menschen dort setzen sich voll und ganz für ihre Anlage ein. Im Kernkraftwerk Beznau konnte ich den Alltag während eines Schichtpraktikums hautnah erfahren. Eine Woche lang habe ich die Operateure im Kommandoraum bei ihren Arbeitsschichten begleitet, gefühlt tausend Notstromsysteme, hunderte Pumpen und andere Sicherheitssysteme gesehen sowie das kollegiale Miteinander erlebt. Ich habe diese Einblicke sehr genossen.

Welche Projekte betreust du zurzeit? Welche Themen interessieren dich besonders?

Ich arbeite zugunsten der Axpo-Divisionen «Nuklear» und «Netze». Kommunikativ betreue ich zusammen mit meinem Kollegen Noël Graber das Kernkraftwerk Beznau und unterstütze situativ die Kommunikationsabteilung des Kernkraftwerks Leibstadt, dessen grösste Aktionärin die Axpo Gruppe ist. Zudem bin ich auch Mediensprecherin des Zwischenlagers in Würenlingen.

Im Rahmen meiner Tätigkeit arbeite ich bei spannenden Projekten mit. Ich erstelle verschiedenste Kommunikationsinhalte, betreue Medienbesuche und beschäftige mich mit HR-Themen wie «Employer Branding».

Wie verlief dein erster Besuch im Zwischenlager?

Als ich zum ersten Mal vor Ort war, wurden gerade die letzten Brennstäbe aus dem Kernkraftwerk Mühleberg eingelagert. Ich hatte grosses Glück, einen historischen Moment miterleben zu dürfen. In Anwesenheit von BKW-, ENSI- und IAEA-Vertretern verpackten Mitarbeitende die Brennstäbe in der «heissen Zelle» mittels ferngesteuertem Greifarm neu. Gleichzeitig fand eine Dichtigkeitsprüfung eines Transport- und Lagerbehälters (TLB) statt. Beeindruckt haben mich dabei die hohen Sicherheitsstandards. Oder anders formuliert: die Schweizer Premium-Edition punkto Sicherheit.

Wo siehst du Möglichkeiten zur Verbesserung der Kommunikation im Bereich Kernenergie? Was kann die Schweizer Kernenergiebranche tun, um die Bevölkerung des Landes noch besser zu erreichen?

Wir müssen uns noch selbstbewusster zeigen und erklären, was wir tun. Aufklärungsarbeit ist für mich zentral. Vielen Menschen ist beispielsweise nicht bewusst, dass Radioaktivität natürlich ist und überall auf der Welt vorkommt. Überaus wichtig ist zudem, die hohen Sicherheitsstandards und die gelebte Sicherheitskultur der Schweizer Kernenergiebranche hervorzuheben. Die Schweizer Kernkraftwerke müssen sich keineswegs verstecken, gerade auch mit Blick auf ihre Bedeutung für die Versorgungssicherheit. Erfreut stelle ich fest, dass sich die Wahrnehmung der Kernenergie in der Bevölkerung positiv verändert hat und im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand über Kernkraftwerke gesprochen wird.