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20.12.2022

Kerntechnik ist eine Schlüsseltechnologie

Dr. Martin Maiwald leitet das Chemielabor im Kernkraftwerk Leibstadt. Was macht ihm Spass an seinem Beruf?

Kerntechnik ist eine Schlüsseltechnologie

Martin, wie bist du denn darauf gekommen, in einem KKW zu arbeiten?
Ich bin am Hochrhein gross geworden, wo das Kernkraftwerk Leibstadt jedem bekannt ist. Auf dem Weg nach Waldshut zur Schule bin ich täglich am KKL vorbeigefahren. Als mein Vater als externer Mitarbeiter im KKL während den Revisionen und Behälterkampagnen tätig wurde und zuhause darüber berichtete, weckte er mein Interesse an der Nuklearbranche. Während meines Chemiestudiums bekam ich dann die Möglichkeit, mich auf den Fachbereich Radio-/Nuklearchemie zu spezialisieren. So eröffnete sich mir der Weg, selbst einmal in der Kernkraftwerksbranche arbeiten zu können, was ich nun seit 2021 darf.

Was ist speziell und besonders in deinem Berufsalltag im KKW?
Die Aufgaben als Chemiker in einem KKW sind sehr vielfältig. Meine täglichen Arbeiten reichen von der Anlagenüberwachung über die Qualitätskontrolle von unterschiedlichsten Betriebsmitteln, wie Grosschemikalien oder Schmier- und Lagerölen, bis hin zu unserer Umgebungsüberwachung. Dieses breite Spektrum an Tätigkeiten lässt den Beruf als Chemiker nicht langweilig werden. Selbstverständlich gehört auch die Dokumentation und das Berichtswesen zum Beruf.

Wie stellst du dir deine berufliche Zukunft vor?
Ich möchte die Nuklearbranche vorantreiben. Mir ist wichtig zu zeigen, dass die Kernenergie ein sicherer und zuverlässiger Energielieferant und unabdingbar ist für eine kohlenstofffreie Zukunft (NetZero-CO2). Hierzu durfte ich diesen Sommer mit anderen jungen Fachleuten aus der Kerntechnik das Summer Institute der World Nuclear University (WNU) besuchen und mich mit zukünftigen Führungskräften der Branche treffen. Die WNU war für mich ein Startschuss zum Bilden meines eigenen Expertennetzwerks. Wir verfolgen alle das gleiche Ziel: Wir wollen die Kernenergie zukunftssicher machen und einen wichtigen Beitrag für die sichere und zuverlässige Energieversorgung der weltweiten Bevölkerung leisten.

Was hat dir an diesem Kurs besonders Eindruck gemacht?
Als Deutscher war mir über die Medien vornehmlich der «deutsche Weg» bei der Energiewende und dem Kernenergieausstieg bekannt. Auch die Schweiz hat bekanntlich beschlossen, keine neuen KKW mehr zu bauen. An der WNU sah ich hingegen, dass in vielen Ländern der Welt die Kernenergie als eine der Schlüsseltechnologien gehandhabt wird, mit der die Energieversorgung unabhängig von fossilen Energieträgern gestaltet werden soll. Ich habe erfahren, dass andere Länder auf Hochtouren an eigenen Nuklearprogrammen arbeiten. Dort wird die Kernenergie von der Öffentlichkeit als bedeutend wahrgenommen. Und meine Kollegen und Kolleginnen gehen in ihren Heimatländern mit faszinierenden Herausforderungen um.

Ist eine Karriere in der Welt der Kerntechnik überhaupt erstrebenswert, wenn Kernkraftwerke in der Schweiz mit einem Neubauverbot belegt sind?
Andere Länder bauen mit grossen Ambitionen neue Nuklearprogramme auf oder richten ihre bestehenden Programme für die nächsten Jahrzehnte aus. Das zeigte mir, dass unsere Branche keineswegs am Ende steht, sondern sehr grosses Zukunftspotential hat. Es geht voran mit der Kernenergie. In der Schweiz haben wir, verglichen mit anderen Ländern in Europa und andern Kontinenten, zwar nur ein vergleichsweise kleines Nuklearprogramm. Wir können aber dennoch stolz auf die in unseren Kernkraftwerken geleistete Arbeit blicken. So haben wir in der Schweiz mit der Anlage Beznau-I das am längsten kommerziell betriebene Kernkraftwerk der Welt. Auch die Grossprojekte YUMOD und ERKO im Kernkraftwerk Leibstadt, wo ich tätig bin, sind in Ihrer Form weltweit einzigartig. Sie zeigen, dass wir in der Schweiz hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Kraftwerksmodernisierung und -erneuerung leisten. Die sehr hohe Qualität unserer Ausbildung und das gute Know-how innerhalb der schweizerischen Kernenergiebranche machen uns auch international zu wichtigen und gefragten Wissensträgern. Die Arbeit als Kernenergieexperten wird uns noch lange nicht ausgehen, im Gegenteil.

Glaubst du, dass Kerntechnik in der Welt von morgen noch einen Platz hat?
Der Energiebedarf auf der Welt steigt stetig. Zudem verlangt der Klimaschutz dringend nach immer mehr sauberer und CO2-freier Energie. Hierbei spielt die Kernenergie eine Schlüsselrolle. Sie ermöglicht den Ausstieg aus fossilen Energieträgern und sichert weiterhin eine zuverlässige Stromversorgung, und zwar 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Dabei ist das Potential der Kernenergie noch keineswegs ausgeschöpft, wie ich an der WNU erlebt habe. So ist die Stromerzeugung nur eine von vielen Möglichkeiten, die Kernenergie zu nutzen. Auch die Produktion von grünem Wasserstoff als speicher- und transportierbarer Energieträger liesse sich mit Hilfe der Kerntechnik vorantreiben. Die Kerntechnik hat also mit aller Berechtigung einen wichtigen Platz in unserer Welt von morgen.